Grabinschrift für Johann Georg von Soldner in München-Bogenhausen (Deutschland) /
Grave inscription for Johann Georg von Soldner in Munich-Bogenhausen (Germany)

Grabschrift fuer J. G. v. Soldner /
Grave inscription for J. G. v. Soldner

deutsch Unmittelbar an der süwestlichen Ecke der Friedhofskirche in München-Bogenhausen ist die oben abgebildete Grabtafel für Johann Georg von Soldner befestigt. Sie zeigt den folgenden Text, wobei abgekürzte Worte ausgeschrieben sind - die ergänzten Wortteile sind in eckigen Klammern eingeschossen:

Hier ruht
Johann Georg Dr. von Soldner
k[öniglicher] Steuerrath & Hofastronom
an der Sternwarte in Bogenhausen,
k[öniglicher] Hofrath und ordentliches Mitglied
der Akademie Ritter des Civilverdienstordens
der bayerischen Krone und des
Französischen Ordens der Ehrenlegion.
geboren auf dem Georgenhofe
bei Feuchtwangen am 16. Juli 1776.
gestorben zu Bogenhausen am 13. Mai 1833.

Er war der Erfinder des jetzt
in ganz Deutschland angewandten
Soldnerschen Coordinatensystems.

Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte erwähnt werden, dass es das Soldnersche Koordinatensystem nicht gibt. Für Vermessungsaufgaben sind geografische Koordinaten (Länge und Breite auf dem Erdglobus) ungeeignet, da es sich nicht um ein kartesisches Koordinatensystem (mit parallelen und geradlinigen Koordinatenlinien) handelt; die Meridiane nähern sich zu den Polen einander an (Meridiankonvergenz) und die Breitenkreise sind gekrümmte Linien in der Landschaft. Soldnersche Koordinatensysteme sind dagegen kartesische Koordinatensysteme, deren Nullpunkte (Koordinatenursprung) in der Regel markante zentrale Punkte sind. Die Koordinaten eines Punktes sind dadurch definiert, dass von diesem Punkt das Lot auf den Meridian gefällt wird und der Abstand des Punkts (auf dem Großkreis) zum Lotfußpunkt den Rechtswert und der Abstand des Lotfußpunkts vom Nullpunkt den Hochwert festlegen. Damit ergeben sich mit zunehmendem Abstand der Punkte vom Meridian durch den Nullpunkt wachsende Fehler bezüglich der Streckenlängen, die zudem von der Richtung abhängen. Dadurch bedingt sind Soldnersche Koordinatensysteme nur lokal anwendbar. Dies stellte bei der Kleinstaaterei in der Zeit des Deutschen Reichs kein Problem dar; im Staatsgebiet von Preußen wurden mehrere Soldnersche Koordinatensysteme verwendet (siehe [1, § 57]). Die Soldnerschen Koordinatensysteme wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Gauß-Krüger-Koordinatensysteme abgelöst; das Liegenschaftskataster im Land Berlin basiert aber nach wie vor noch auf einem Soldner-Koordinatensystem.

Das Foto wurde im März 2008 aufgenommen.

english Immediately at the southwestern corner of the church on the cemetery of Bogenhausen (urban district of Munich) the plaque of the grave for Johann Georg von Soldner (shown above) is fixed. (It's recommended to read the German Wikipedia page too because it contains much more information on his life and career.) Its text mentions several position and honours, the dates and locations of birth and death, and that J. G. von Soldner was the inventor of the coordinate system named after him.(The German text above contain some more explanations on Soldner coordinate systems and their use in the Deutsches Reich.)

The photograph was taken in March 2008.

Literaturverzeichnis / References

[1]  Jordan, Wilhelm: Handbuch der Vermessungskunde, III. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1923


Back to the main page Created by Wolfgang Volk in June 2008
Last formal addition on June 14th, 2009

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