Informationspavillon in Göttingen (Deutschland) /
Information pavillon in Göttingen (Germany)

Informationspavillon /
Information pavillon

deutsch Kommt man mit der Bahn in Göttingen an, so muss man nicht weit gehen, um auf Mathematik-historische Informationen zu stoßen. Auf dem Bahnhofsvorplatz ist ein Informationspavillon mit einer ungewöhnlichen Dachkonstruktion errichtet. Das Dach ist kegelförmig und aus Stoff gefertigt. Darauf sind die Sternbilder des Tierkreises und eine rote Linie zu erkennen. Die Bedeutung der roten Linie erfährt man erst bei der Lektüre einer Informationstafel, die in der Nähe steht. Darauf sind eine Entwurfsskizze des Pavillons, der nachstehend wiedergegebene Text und die unten abgebildete Grafik, welche die abgerollte Oberfläche des kegelförmigen Dachs zeigt, wiedergegeben.

Die textuellen Erläterungen beschreiben die Geschichte der Entdeckung des Planetoiden Ceres, die Leistungen von Carl Friedrich Gauß zum Wiederauffinden des Himmelskörpers und Angaben zur Konstruktion des Dachs:

Geschichte der Ceres-Entdeckung

Am 1.1.1801 entdeckt Guiseppe Piazzi in Palermo einen neuen Planeten im Sternbild Stier, den er Ceres Ferdinandea nennt. Schon lange hatten die Astronomen in der großen Lücke zwischen Mars und Jupiter einen weiteren Hauptpla-
neten vermutet, und die Ceres schien dieser gesuchte Planet zu sein.
Piazzi kann den neuen Planeten, unterbrochen durch schlechtes Wetter, jedoch nur wenige Wochen verfolgen. Die letzte Beobachtung gelingt am 11. Februar, dann verschwindet der Planet hinter der Sonne.
Dieses schwache Objekt nach Monaten wiederzufinden, war ein für die damalige Zeit schwieriges Problem. Die von verschiedenen Astronomen durchgeführten Vorausberechnungen führen nicht zum Erfolg.

Im Oktober 1801 erhält Carl Friedrich Gauß (1777-1855), damals Privatgelehrter in Braunschweig, die Beobachtungsdaten von Piazzi. Er entwickelt daraufhin eine neue Methode der Bahnberechnung aus nur wenigen Beobachtungen, berechnet damit die Bahn der Ceres und ferner ihre Bewegung am Himmel für den Monat Dezember.
Aufgrund dieser Berechnungen finden Franz Xaver Freiherr von Zach in Gotha am 7. Dezember 1801 und Wilhelm Olbers in Bremen am 1. Januar 1802 den neuen Planeten sehr nahe dem vorausberechneten Ort im Sternbild Jungfrau wieder.
Der damals 24-jährige Gauß, bereits berühmt als Mathematiker, wird mit dieser Bahnberechnung mit einem Schlage auch unter den Astronomen weltbekannt. Nicht zuletzt diese Berechnungen führten später dann zu seiner Berufung als Direktor der Sternwarte nach Göttingen.

Die Ceres ist mit rund 1000 km Durchmesser sehr viel kleiner als alle anderen großen Planeten. In den Folgejahren wurden weitere planetarische Körper zwischen Mars und Jupiter entdeckt. Statt eines großen kreisen hier also viele "Kleine Planeten", wie sie heute offiziell genannt werden. Ihre Zahl ist inzwischen weit über 5000 angewachsen. Ceres ist der größte unter ihnen.
Die Bahn der Ceres von der Entdeckung bis zu Wiederauffindung ist auf dem Kegel dargestellt.
( rote Linie zwischen den Sternbildern Stier und Jungfrau )

Prof. Dr. Hans-Heinrich Voigt, Direktor der Sternwarte Güttingen 1963-1986

Konstruktion

Das Tragwerk der kegelförmigen Turmspitze wurde als pneumatisch gestützte Konstruktion entwickelt. Es besteht in seinen wesentlichen Teilen aus einer etwa 1 mm starken textilen Membran und Luft. Die ausschließlich zugbeanspruchte Membranhülle wird durch einen geringen Luftüberdruck in ihrer Form gehalten. Dadurch ist das Innere des Kegels frei von jeglicher Konstruktion, und bei nächtlicher Beleuchtung zeichnen sich nur die Nähte der Mantelfläche im Koordinatensystem des Sternbildes ab.

Der Luftüberdruck im Inneren des Kegels wird durch ein automatisch betriebenes Gebläse der örtlich gemessenen Windgeschwindigkeit angepaßt. So steht die Konstruktion in direktem Kontakt mit ihrer Umgebung und paßt sich in ihrer Stabilität und Steifigkeit je nach Erfordernis an.

Technische Daten

Textiler Membranhüllstoff
transluzent
Gewicht 900 g/qm
Reißfestigkeit 88 kN/m entspr. ca. 8.800 kg/m
Luftüberdruck 0,005 bis 0,030 bar

Idee
Architekten Kellner Schiflich Wunderling BDA DWB   -   Drewes + Speth, Beratende Ingenieure
Beratung: Universität Hannover - Institut für Erdmessung


Die Fotos wurden im September 2007 aufgenommen.

english There's no need to walk for a long distance to get information on history of mathematics when arriving in Göttingen by railway. Closely situated to the station there is an information pavillon on the area in front of the station with an conical roof construction. This textile roof is equipped with a graphics showing the zodiac area of the sky with a red line. The meaning of the red line becomes clear when reading the text of an information panel, which is located nearby. There is a sketch of the pavillon, textual information on the discovery of the asteroid Ceres by Guiseppe Piazzi, the computation of its positions for December 1801 by Carl Friedrich Gauß and the rediscovery of Ceres by Franz Xaver Baron von Zach in Gotha on December 7th, 1801 and Wilhelm Olbers in Bremen on January 1st, 1802 as well as technical information, and the graphics shown below. The red line reproduces the orbit of Ceres in the period between its discovery and its rediscovery.

The photographs were taken in September 2007.

Ceresbahn /
Orbit of Ceres

Back to the main page Created by Wolfgang Volk in February 2008
Last formal addition on June 8th, 2009

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